Kurzbeschreibung des Projekts
In „Ave Maria“ untersucht und dekonstruiert der grosse tyrann das (Vor-)Bild der Maria und wie dieses unsere Gegenwart unser Sein, unser Verhalten und unser Frauenbild beeinflusst.
Stoff
Gegrüsset seist Du Maria, voll der Gnade, Du bist gebenedeit unter den Frauen und gebenedeit möchte auch ich sein, was auch immer das bedeuten mag. Du bist in mich westlich-christlich geprägte Frau eingeschrieben. Du bist das Vorbild, das das ich nie haben wollte, die Mutter, nach der ich nicht gefragt habe. Deine Aufgabe ist es, ständig Vergebung auszusprechen, denn das ist kein männlich-göttliches Prinzip. Von Dir haben wir unsere endlose Empathie, unser Duldungsvermögen und das betörende Lächeln mit schräg gelegtem Kopf. Aber hast Du je gelacht, also herzhaft? Und was finden wir, wenn wir Dir unter den königsblauen Rock lugen? Heilige Maria, bitte für uns Sünderinnen, die wir es geniessen zu sündigen. Jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.
Vorgehen
Der grosse tyrann fragt sich, wo die Maria in ihnen selbst versteckt ist und begibt sich auf eine zum Teil schmerzhafte Suche nach dieser heiligen Ikone in der heutigen Gesellschaft. Das Frauenkollektiv stellt anhand des unpopulären, konservativen, katholischen Bildes der Jungfrau Maria überspitzt aus, dass in der heutigen Gesellschaft noch immer eine richterliche und moralische Haltung gegenüber Frauen vorherrscht. Maria als Messlatte zu deklarieren ist polemisch und dennoch nicht weit hergeholt. Sie messen sich an der Heiligsten, aller Heiligen, und gehen dem Rätsel der meistportraitierten Frau der Welt und was diese mit ihnen als heutiger Frau zu tun hat, auf den Grund. Ave Maria ist eine Collage mit Elementen aus der Popkultur, aktuellen politischen Debatten und rituellen performativen Vorgängen, die von katholischen Bräuchen inspiriert sind. Ausgehend von einem persönlichen Bezug, entwickeln Koch und Vuilleumier eine Performance, bei der sie singen, sprechen, beten, beichten.
Team
Künstlerische Leitung: Liliane Koch, Maude Hélène Vuilleumier
Von und mit: Katja Brunner, Marlena Kellogg, Liliane Koch, Sophia Scherer, Maude Hélène Vuilleumier
Musik: Bruno Tambascio
Mitarbeit, Outside Eye: Magda Drozd, Benedikt Grubel, Timo Krstin
Licht, Ton: Frithjof Gawenda
Lichtkonzept: Robert Zeigermann
Gefördert von: Hessische Theaterakademie, Gerda Weiler Stiftung, Kulturamt Gießen, Justus-Liebig-Universität, Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, Waggonhalle Marburg
Aufführungen
23. und 24.11.2018 PB 2, Institut für Angewandte Theaterwissenschaft, Gießen
26. und 27.11. Waggonhalle, Marburg
16.5.2019 F°LAB-Festival, Frankfurt am Main,
25.3.2020 Südpol Luzern, abgesagt wegen Corona
Link zur startnext-Kampagne: https://www.startnext.com/ave-maria